Trauerfeier am 11. Dezember 2003

"Euch aber sage ich -falls ihr mich vermissen solltet-, dass ich nicht wirklich fort, sondern nur verwandelt bin, befreit von der zerbrechlichen Hülle, meinem physischen Leib." Aber ich will euch wieder sehen, und euer Herz soll sich freuen.(Johannes, 16,22)"

Florian war ein Mensch, der schon als Kind keine Berührungsängste hatte und jeden mit seiner freundlichen Art begeistert hat. Als 1994 zunächst eine seltene Muskelatrophie diagnostiziert wurde, konnte er mit kleinen Einschränkungen seine Kindheit ausleben.
Ab dem vierten Schuljahr fiel Florian aber in der Schule durch Leistungs- und Konzentrationsschwächen auf. Sein Verhalten wurde aggressiv. Florian war auf einmal total überfordert. Er reagierte mit Leistungsverweigerung und wurde verhaltensauffällig. Er musste sehr viele Hänseleien seiner Mitschüler einstecken und erfuhr auch von seiner Umwelt wenig Verständnis. Er zog sich in seine Computerwelt zurück und spielte nur noch mit jüngeren Kindern. Nach vielen Untersuchungen, erkannte man die seltene Stoffwechselkrankheit - metachromatische Leukodystrophie. - Eine grausame Krankheit, die eine motorische und geistige Rückentwicklung zur Folge hat.

Florian kam in die Schule für Körperbehinderte. Er wurde auf einmal verstanden, auch wenn er scheinbar gegen seine Krankheit und das was mit ihm geschah immer wieder ankämpfte. Dieser Ort war bis zum Schluss sein zweites Zuhause. Seine Mitschüler, sein Lehrer und auch seine Erzieherin und viele andere gewannen ihn, so wie er war, lieb und begleiteten Florian auf seinem schweren Lebensweg.

Ab Anfang 1999 schritt die Krankheit dann kontinuierlich fort. Florian konnte immer schlechter gehen und stürzte häufig. Er konnte durch den starken Tremor kaum noch schreiben. Er hatte starke Koordinationsstörungen und Konzentrationsstörungen. Seine Merkfähigkeit war stark herabgesetzt. Er konnte immer weniger das Erlebte wiedergeben.

Anfang 2000 benötigte er schon einen Rollstuhl. Er wurde immer abhängiger von der Hilfe anderer. Bald konnte er seinen Computer nicht mehr bedienen, keine Fernsehen mehr gucken und kaum noch sprechen.
Florian musste einen langen und qualvollen Verlust seiner Fähigkeiten erfahren und hat alles mit einer derartigen Geduld ertragen. Sein Frohsinn ging ihm nie verloren. Und sein Vertrauen und seine Liebe gab uns die Kraft immer wieder Hoffnung zu schöpfen und ihn ebenfalls mit Liebe und Zuneigung zu begleiten.

Das Jahr 2001 war ein aufregendes Jahr. Zuerst war Florian mit seiner Klasse ein paar Tage in eine Jugendherberge. Er besuchte das Kinderhospiz "Balthasar" in Olpe. Im Juni war Florian an der Adria.
Das High Light war Ende November aber die Delfintherapie in Florida. Florian hatte tatsächlich nach den vierzehn Tagen wieder gelernt mit seinen Händen auf Kommunikationstafeln zu zeigen und hatte eine ungemeine Lebensfreude bei den Delfinen entwickelt.
Seinen 16 ten Geburtstag wurde am 30. Mai 2002 mit allen Menschen gefeiert, die ihn bis dahin begleitet hatten. Er wäre nie so vielen Engeln auf Erden begegnet, wenn er nicht krank gewesen wäre!! Und vor allem Kinder schafften es Florian als Mensch und nicht als Krankheit zu sehen.

Eine plötzliche Lungenentzündung brachte Florian Ende Oktober 2003 auf eine Intensivstation, auf der er über vier Wochen künstlich beatmet wurde. Jeder Versuch alleine zu atmen wurde zu einer Quälerei. Erst im Paul-Marien-Hospiz in Saarbrücken fand er wieder Ruhe und Vertrauen und konnte mit Begleitung seiner lieben Angehörigen, vertrauten Menschen und dem Hospizpersonal die Todesschwelle überschreiten.

Wir sind an Florian gewachsen und weiser geworden. Er lehrte uns Verständnis, Mitgefühl und vor allem lehrte er uns was Liebe bedeutet.
"Liebe bedeutet jemanden gehen zu lassen, wissen, wann es Abschied nehmen heißt. Nicht zulassen, dass unsere Gefühle dem im Weg stehen. Was am Ende besser ist für den, den wir lieben.
Und wollt ihr die Antwort auf die Frage wissen "Wo ist Florian ?": Florian ist in uns mittendrin in unseren Herzen und schaut mit seinen Augen voller Licht in unsere Augen voller Trauer.