Anna´s tierisches Vergnügen

Es ist Freitagnachmittag, kurz vor drei Uhr. Anna hat sich etwas von der Schulwoche erholt, hat gegessen und nun wartet sie mit mir auf ihren Besuch - auf Berry. Sie lächelt, wenn man sie darauf anspricht, da sie sich sehr auf ihn freut. Berry ist ein fünfjähriger Berner Sennenhund, der Anna alle 2 bis 3 Wochen am Freitagnachmittag für 1 Stunde besucht.
Es klingelt und Anna beginnt zu schmunzeln. Da wir in einem Reihenhaus wohnen und Anna´s Zimmer im ersten Stock ist, muß ich sie hinlegen, um die Haustür öffnen zu können. Berry und seine Besitzerin stehen vor der Tür.
Während Frau F. und ich uns noch unterhalten, tappst Berry schon mal in den 1.Stock, um kurz bei Anna reinzuschauen, zu schnüffeln, ob alles seine Ordnung hat und "Hallo" zu sagen. Dann geht´s los.

Zuerst wird Berry natürlich ausgiebig gekrault und geschmust und er gibt die Streicheleinheiten zurück. Dabei wühlt er sich unter Anna´s Hosenbeine, um an ihre nackten Schienbeine zu kommen und beginnt sie abzuschlecken. Eine kleine Bein- und Venenmassage - und Anna genießt diesen Liebesbeweis.

Anna und Berry

Später legen wir sie auf den Boden und Berry legt sich neben sie, an ihren Rücken gelehnt. Da er so ein großer Hund ist und durch sein dunkles, dichtes Fell oft schwitzt, hechelt er viel. Da wackelt das ganze Kind mit. Wenn Anna sehr verschleimt ist, bekommt sie auf diese Weise eine kleine Lungen-vibrationsmassage und der Schleim löst sich und läuft aus ihrem Mund.
Anna darf Berry natürlich auch füttern oder ihre Beine auf seinen Rücken legen. Das einzige, was Berry nicht mag - und da ist sehr stur - er mag es nicht, wenn wir Anna ganz auf ihn legen, obwohl er ohne Probleme Anna tragen könnte. Aber was nicht geht, geht nicht, nicht mal wenn er Leckerlis bekommt.
Nach einer Stunde sind beide erschöpft. Anna kuschelt sich dann an mich ran und erholt sich, während Frau F. und ich noch reden. Berry legt sich meist auf das kühle Parkett und schläft auch z.T. ein. Wir sind alle glücklich und zufrieden. Sowohl Anna als auch ich genießen diese Besuche sehr. Anna, da sie Tiere sehr liebt, und ich, da mich mit Frau F. inzwischen eine schöne Freundschaft verbindet und wir immer etwas zum ratschen haben. Außerdem bin ich glücklich, Anna so entspannt und zufrieden zu sehen.
Wir hatten uns früher einmal überlegt, uns einen Hund zu kaufen und ihn zum Begleithund ausbilden zu lassen. Aber dies ist sehr zeitintensiv und die Zeit habe ich oft nicht. Da sind diese Besuche einfach ein wunderschöner Ersatz.

Anna und Berry

Wie sind wir auf "den Hund gekommen"?

In München gibt es sehr liebe und engagierte Privatmenschen mit Hunden, die sich zu einem Verein zusammengefunden haben, zum Verein "Streichelbande e.V.". Durch unseren ambulanten Kinderhospizdienst sind wir an diese Adresse geraten und haben erste Kontakte geknüpft. Anna bekommt nun seit fast 1 ½ Jahren regelmäßig Hundebesuch. Zuerst waren es immer unterschiedliche Hunde, aber als Berry das erste Mal zur Tür reinkam, wusste ich, dass dieser Hund für Anna genau richtig ist. Da sie nichts mehr sieht, nur noch etwas hell - dunkel, ist so ein großer Hund gut zu hören und zu fühlen. Und manchmal glaube ich, dass sie bei guten Lichtverhältnissen, einen großen dunklen Fleck, nämlich Berry, noch wahrnimmt.

Inzwischen gehört Berry fast zur Familie dazu, seine Besuche sind fester Bestandteil von Anna´s Leben. Nächsten Freitag wird er wieder heiss ersehnt von Anna erwartet.

Die Streichelbande findet man auch im Internet unter "www.streichelbande.de"

K.May-Brandstätter